Waende Südost

Adam Masava Onyango (Nairobi)

the beginn

Hier hat jemand gemalt

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The way back 🙂

Hier hat auch jemand gemalt

Adam Masava Onyango (Nairobi)

Das Wandbild von Adam Masava beginnt mit der Darstellung einer gebirgigen Eis- und Schneelandschaft, die die obere Hälfte des Bildes einnimmt und sich vor einem wolkenreichen Himmel abzeichnet. Unterhalb des Eisgebirges ist eine Höhle dargestellt. In dieser Höhle befindet sich eine auf dem rechten Bein kniende nackte männliche Gestalt, die das Eisgebirge mit beiden Händen über sich hält und ihren Blick nach oben richtet. Sie erinnert an Atlas, der das Himmelsgewölbe stützt. Eiszapfen hängen vom Gebirge herab in die Höhle. Diese Landschaft verändert sich nach wenigen Metern. Die dunklen Wolken verschwinden, der Himmel erscheint strahlend blau mit vereinzelten weißen Wolken. Die Eisberge werden kleiner und versinken im Meer. Zu sehen ist das Meer bei offenem Himmel, mit drei Segelbooten inkl. Insassen sowie einem motorgetriebenen Personenschiff. Das untere Bilddrittel dieser Meerlandschaft zeigt weiterhin eiszapfenähnliche Formen, die sich nun aus ihrer Starre befreit und in einen Wasserfall verwandelt haben. Das mittlere Segelboot hebt sich dadurch hervor, dass es geradewegs auf den Betrachter hin zu segeln scheint und vom oberen Bildrand abgeschnitten wird. Es ist größer als die anderen zwei Boote, die sich jeweils zur Rechten und Linken befinden und hat eine Schrift auf dem Segel. Diese Schrift ist auch als Inschrift zu sehen. Es stehtRIP(Rest in Peace) über einem roten Herzen und unter dem Herzen steht das WortNyanya, welches Großmutter bedeutet. Die Bedeutung dieser Inschrift erklärt sich dadurch, dass Adams Großmutter während seiner Arbeit an diesem Projekt gestorben ist und er seine Trauer und seinen Abschied von ihr in diesem Bild thematisiert hat.

Drei tierähnliche Gestalten befinden sich rechts und links des Bootes. Alle drei stehen mit ihren Füßen auf dem unteren Drittel des Bildes. Hierdurch ist ihre Verortung unklar, denn es ist nicht deutlich, ob sie mit ihren Füßen Halt finden in der Höhle, die sich am Anfang des Bildes zeigte, oder ob sie sich auf einem Streifen Land befinden. Ihre Gestalten scheinen jeweils vor dem Meer zu stehen, als befänden sie sich am Strand, welcher aber weder farblich noch als Form als solcher zu erkennen ist. Die Figuren sind als Tiere zu identifizieren, können auch z.B. als giraffennah oder nashornähnlich bezeichnet werden, besitzen jedoch darüber hinaus fantasievolle Farben und teilweise auch Formen sowie auch Accessoires wie z.B. einen Hut. Von rechts fährt ein Personenschiff – ähnlich einem Kreuzfahrtschiff – in das Bild hinein. Hinter diesem Schiff endet die blaue Farbigkeit des Bildes. Das Meer scheint nach unten wegzufließen, ähnlich einem Wasserfall. Grüne Blätter eines Baumes erscheinen vor dem blauen Meer. Die Landschaft verändert sich hin zu einer sonnigen Wiesenlandschaft mit Baum, an dessen Stamm eine Leiter lehnt. Ein Mann steht auf der Leiter. Es dominieren die Farben Gelb und Grün. Je nach Standort des Betrachters korrespondiert der gemalte Baum mit dem realen Baum auf der anderen Seite der Autobahn. Ein gemessen an der Größe des Baumes sehr großer Giraffenhals mit Kopf ragt aus dem Baum heraus und beugt sich nach rechts unten zum Boden. Das Maul ist leicht geöffnet. Der Blick der Giraffe ist auf einen Cheeseburger gerichtet. Ein lilafarbener gewundener Baumstamm mit einem dicken Ast dient als deutliche Abgrenzung, hinter der eine afrikanische Kindergestalt sichtbar wird. Dieses Kind, welches in traditioneller Kleidung mit Gesichtsbemalung und Schmuck dargestellt ist, schaut den Betrachter frontal und selbstbewusst in aufrechter Haltung an. Es hält einen jungen Baum in der Hand. Die Kombination aus Kind und jungem Baum verkörpert Jugend, Neues, Selbstbewusstsein, etwas im Wachstum Befindliches.

Der farbenfrohe Bilderzyklus ist an keiner Stelle scharf abgegrenzt. Farben und Formen greifen ineinander. Die Übergänge sind fließend. Der Betrachter wird an mehreren Stellen ins Bild eingeladen, z.B. durch die auf ihn zu fahrenden Schiffe oder das auf den Betrachter schauende Kind.

Adam hat sein Anliegen verwirklicht: Einen Teil seiner Welt, einen Teil Afrikas, seine Wärme, ins kalte Deutschland bringen. Eine Vereinigung von verschiedenen Welten. Die Zeit bei Waende Südosthat Einfluss genommen auf Adam. Die Zeit der Gespräche und des Austausches mit anderen – egal, ob Künstler oder Betrachter – hat ihn verändert. Hat seine Kunst verändert. Tiere und Landschaften sind abstrakter geworden. Hier ist ein Künstler im Prozess der Veränderung zu sehen, lebendig, offen für Einflüsse. Er beweist Mut für Veränderungen, die durch Leben entstehen.Und damit zeigt und lebt Adam während des Projektes das, was Waende Südost für die Anwohner des Viertels bedeutet – den Austausch mit Anderen und deren Leben, Veränderung, Bereicherung durch Andersartigkeit. Adams Ziel, Freude zu schenken durch das Erlebnis von Wärme und Schönheit, welches man beim Anblick seines Bildes empfindet, geht auf. Die Anwohner und Passanten beschreiben sein Bild als besonders schön und beeindruckend.

Adam Masava Onyango wurde 1984 als erstes Kind einer Familie mit vier Kindern geboren. Er lebt im Mukuru Slum von Nairobi/Kenia. Seine Malerei beschäftigt sich mit den Kontrasten der kenianischen Lebenswirklichkeiten: Von idyllischen Landschafts- und Tierbildern über Eindrücke vom Leben im Slum bis hin zu der Verarbeitung von Geschehnissen während der bürgerkriegsähnlichen Auseinandersetzungen nach den Präsidentschaftswahlen 2007/2008. Seine lebendige Malerei konnte er bereits in unterschiedlichen Ausstellungen und Kunstprojekten präsentieren, unter anderem in der Slowakei, in Tschechien und auch in der Straßenbahn-Station Viehofer Platz in Essen.

„Seit frühester Kindheit, schon im Kindergarten, interessierte ich mich für Kunst. Als ich in die Grundschule kam, wurde mein Interesse noch größer – wir hatten einen sehr guten Kunst- und Werklehrer, der uns viel beigebracht hat. Ich gewann einige Preise bei Schulwettbewerben, was mir Mut machte. Nach der Grundschule konnte ich keine weiterführende Schule besuchen, doch zum Glück bekam ich ein Stipendium für einen Kunstkurs in der Shauri Moyo Y.M.C.A. in Nairobi. Nachdem ich diesen Kurs verlassen hatte, ging ich zum Mukuru Development Project. Meine Kunst wuchs in diesem Projekt beträchtlich und ich habe viele Fähigkeiten und Techniken erlernt. Momentan bewerbe ich mich um ein Atelier im Go Down Art Center.

Abgesehen davon, dass Kunst ein Talent ist, betrachte ich Kunst als einen guten, sauberen Weg zum Überleben – und ich kann davon leben.“

 
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