Waende Südost
Stinkfish (Bogotá)großes bild
Frau
Stinkfish (Bogotá)
Das Bild von Stinkfish ist dreigeteilt. Es hat die klassische Form eines Triptychons. Ein Triptychon ist ein dreigeteiltes Gemälde, in welchem stets der Mitte des Bildes die größte Bedeutung zukommt.
Das Bild beginnt, indem es die Farben des benachbarten Bildes zur Linken aufgreift. Die Formen, die mit diesen Farben gestaltet werden, sind allerdings eckiger, als die amorpheren Formen des Nachbarbildes. Die vorwiegend helle Farbpalette vermittelt den Eindruck, als wären einige Tuben Farbe in die gleichen Richtungen nebeneinanderher geflossen und hätten sich dabei leicht in Form und Größe verändert. Eine klare Gestalt ist nicht zu erkennen. Die das ganze erste Drittel des Bildes bedeckenden Farbformen laufen zur Mitte des Bildes hin in Farblinien aus, die nun auch den bemalten Hintergrund – die Schallschutzmauer der A 40 – erkennen lassen. Mehrere schon vor der Bemalung vorhandene Schriftbilder sind zu identifizieren und nicht übermalt worden. Ein gezielter, wie ein Strahl wirkender Farbverlauf führt in einem Bogen zur Mitte des Bildes hin.
In der Mitte des Bildes ist eine Figur dargestellt, die auf dem Rücken liegt. Liest der Betrachter das Bild wie bisher, also von links nach rechts, so sieht er zuerst die Füße, dann die Beine, den Rumpf und zuletzt den Kopf der Figur. Diese Figur ist sehr naturgetreu dargestellt, keineswegs abstrakt angedeutet. Durch die reduzierte Farbigkeit der Figur – Weiß, Grau, Schwarz, Gelb und Beige, entsteht ein großer Kontrast zu der vorherigen hellen, grellbunten gestaltlosen Farbigkeit. Die Haltung der liegenden Person sieht hilflos aus. Die Beine sind leicht angewinkelt, gespreizt. Der rechte Fuß scheint schwebend in der Luft gehalten. Obwohl die Person liegt, erscheint sie keineswegs entspannt. Vielmehr wirkt die Haltung hilflos, die Person dahingestreckt. Die Assoziation eines verwundeten und getroffenen Körpers kommt auf. Unterstützt wird diese Vorstellung von einem wie ein Blutstrahl wirkenden roten tropfenförmigen Farbverlauf, der sich vom Herzen der Gestalt in hohem Bogen über den Kopf hinweg zu ergießen scheint. Unterhalb des geöffneten Auges deutet ein ebenfalls tropfenförmiger Farbverlauf, der sich in das letzte Drittel des Bildes ergießt, auf einen Tränenstrom hin. Das letzte Drittel des Bildes besitzt eine große Ähnlichkeit mit dem ersten Drittel des Bildes, sowohl in Farbigkeit als auch in der Darstellung der Formen.
Obwohl die dargestellte Person so wirkt, als sei sie eine vielleicht im Kampf verletzte Kriegerin, die blutend und weinend auf dem Boden liegt, erklärt Stinkfish selbst, dass es sich um die malerische Umsetzung einer Momentfotografie eines spielenden Kindes handelt: „Es handelt sich um ein Portrait von Marla, ein Mädchen, das ich vor einigen Monaten in Berlin kennenlernte. Marla weint Farben, aus ihren Augen blühen seltsame Formen, die sie umwinden. Es gibt keine genaue Bedeutung darin, es handelt sich einfach um ein Mädchen das auf dem Boden liegt, das spielt, das träumt.“
Stinkfish, Bogotá, Kolumbien: Ein Name wie eine Punkband, und ein Künstler dahinter, der als One-Man-Band alle Facetten seiner Disziplin bespielt. Geboren aus jugendlicher Dissidenz, herangewachsen zur reflektierten Praxis von heute, doch rebellisch wie gehabt. Den kolumbianischen Künstler aus Bogota inspiriert das Leben in den Strassen abseits klimatisierter Shopping Malls und Fundstücke wie weggeworfene Portraitphotos fremder Menschen.
Stinkfish ist einer der vielseitigsten Graffitikünstler. Er wechselt mühelos zwischen (Logo-)Tags, gestischer Wandzeichnung, grafischer Plakatkunst, riesigen, extrem detaillierten, verspielten Stencils, gigantischen Murals in grellen Farben, und nicht minder gigantischen seriell konzeptuellen Schriftbildern im Grapixio-Stil. Gerne auch mal eine Mischung aus alledem.
Gemäß seiner kulturellen Sozialisation durch Punkrock und Graffiti bleibt Stinkfish in seiner Kunst dem Do-it-yourself-Ideal treu. Liebevoll gestaltete Fanzines und selbstgemachte Drucke begleiten den ungenehmigten Kern seiner Arbeit.
Weitere Künstler
>>Adam Masava Onyango, Nairobi/Kenia
>>Add Entry, Essen
>>Bastardilla, Bogotá/Kolumbien
>>Cyop & Kaf, Neapel/Italien
>>Dominik Hebestreit, Wuppertal
>>Freiwillig, Essen
>>Gabor Doleviczenyi, Essen
>>Gigo, Essen
>>Goran Novakovic, Zagreb/Kroatien
>>Gunnar Zimmer, Berlin
>>Honet, Paris/Frankreich
>>Jachya Freeth, Berlin und Amsterdam/Niederlande
>>van Laak, Düsseldorf
>>Lawrence Mwangi (Shabu), Nairobi/Kenia
>>Nils Andersch, Essen
>>Nora Schlebusch, Essen
>>Skount, Amsterdam/Niederlande und Almagro/Spanien
>>Suriya Fornrumdee, Phuket City/Thailand